Corona-Pandemie hat ihren Schrecken verloren / Impfung mit angepassten Impfstoff aber gerade für Risikogruppen sehr sinnvoll

„US-Präsident Biden ist mit seiner Einschätzung über die Corona-Pandemie deutlich näher an dem, was ich für realistisch halte, als Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach“, dies erklärte der gesundheitspolitische Sprecher der größten Fraktion im Europäischen Parlament (EVP-Christdemokraten), Dr. Peter Liese.

Biden hatte in einem Fernsehinterview erklärt, die Pandemie sei vorbei. Dazu Liese: „Ich kann diese Einschätzung durchaus nachvollziehen. Durch den Impfstoff und die Veränderung des Virus sind wir in einer ganz anderen Situation als in den letzten 2 Jahren. Es hat sich weltweit gezeigt, dass die Omikron-Variante wesentlich weniger tödlich ist als die vorherigen Varianten. Durch eine relativ hohe Immunisierung der Bevölkerung, ist Corona jetzt eher mit einer schweren Grippewelle als mit der Pandemie zu vergleichen, die wir 2020 und 2021 erlebt haben. Das heißt aus meiner Sicht nicht, dass man nicht aufmerksam sein muss. Es ist nicht ausgeschlossen, dass neue Varianten entstehen, aber seit November 2021, seit Omikron aufgetaucht ist, gibt es weltweit keine Anzeichen für eine Variante, die einen schwereren Verlauf mit sich bringt. Schon gar nicht für eine sogenannte Killervariante, wie Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach sie in einem Interview mit der Bildzeitung erwähnt hat. Aus meiner Sicht ist es deshalb wichtig, realistisch mit der Situation umzugehen und insbesondere Einschränkungen für Schulkinder aufzuheben. Ich halte es nicht für richtig, dass Kinder im kommenden Winter im Klassenzimmer frieren müssen und schon gar nicht, dass Schulschließung überhaupt in Erwägung gezogen werden. Auch die Verschärfung der Maskenpflicht in Fernzügen, (von medizinischer Maske auf FFP-2 Maske) halte ich für völlig unangemessen“, so der Arzt und Europaabgeordnete.

Trotzdem empfiehlt Liese insbesondere Risikogruppen, sich möglichst schnell mit dem angepassten Impfstoff gegen das Coronavirus impfen zu lassen. „Personen über 60, Menschen mit Vorerkrankungen und auch medizinisches Personal, bei denen die dritte Impfung schon lange zurückliegt, sollten sich mit dem angepassten Impfstoff impfen lassen. Dies erhöht den Schutz vor schwerem Verlauf noch einmal deutlich und gibt auch wieder einen relativ besseren Schutz gegen Infektion“, verweist Liese auf die entsprechende Empfehlung der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) und des Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) und hofft, dass sich die Ständige Impfkommission möglichst schnell dieser Empfehlung anschließt. „Und wenn ich sage, dass Corona jetzt mit einer schweren Grippewelle vergleichbar ist, dann heißt das eben auch, dass es für manche Menschen eben kein harmloser Schnupfen, sondern durchaus eine tödliche Erkrankung sein kann“, so Liese.