Rechne fest mit einer Zulassung diese Woche / Keine Wundermittel aber deutlich besserer Schutz


„Ich rechne fest mit einer Zulassung von zwei an die Omikron-Variante angepassten Impfstoffen gegen Covid-19 diese Woche“, dies sagte der gesundheitspolitische Sprecher der größten Fraktion im Europäischen Parlament (EVP-Christdemokraten), Dr. med. Peter Liese, am Mittwoch in einer Videokonferenz mit Journalisten.

Der Ausschuss für Humanarzneimittel der Europäischen Arzneimittelagentur berät ab kommenden Donnerstagvormittag über zwei Zulassungsanträge der Firma Moderna und BioNTech. Es wird erwartet, dass der Ausschuss noch im Laufe des Donnerstages eine positive Empfehlung geben wird. Die formale Zulassung durch die Europäische Kommission erfolgt dann entweder noch am Donnerstagabend oder am Freitag. Beide Firmen haben umfangreiche Daten auch nach klinischer Prüfungen am Menschen vorgelegt, um die bessere Wirksamkeit dieser Impfstoffe im Vergleich zum Ursprungsimpfstoff nachzuweisen.

Die Unternehmen werden im Falle der Zulassung schon in den nächsten Tagen, in Deutschland ab Anfang nächster Woche, mit der Auslieferung des angepassten Impfstoffs beginnen. Moderna wird der Europäischen Union in den ersten beiden Monaten 70 Millionen Impfdosen ausliefern können, wovon acht bis elf Millionen bereits in der ersten Septemberwoche zur Verfügung stehen. Dabei soll Deutschland in den ersten beiden Wochen bereits 4 Millionen Dosen erhalten. BioNTech-Pfizer plant im September bis zu 29 Millionen Impfdosen an Deutschland zu liefern, davon schon 10 Millionen in den ersten beiden Wochen.


 „Ich bin sehr froh, dass wir schon nächste Woche mit den angepassten Impfstoffen rechnen können. Das Virus hat sich in den letzten Monaten insbesondere seit November letzten Jahres sehr stark verändert und deswegen müssen auch die Impfstoffe angepasst werden. Es handelt sich in beiden Fällen um bivalente Impfstoffe, das heißt, es wird ein Impfstoff gegen das Ursprungsvirus (Wuhan-Typ) und ein Impfstoff gegen die Omikron-Variante B.A.1 gleichzeitig verabreicht. Dadurch wird ein sehr viel höherer Schutz gegen die Omikron-Variante, aber auch ein besserer Schutz gegen möglicherweise auftretende neue Varianten erwartet.

Durch eine Gesetzgebung, die wir schon im März letzten Jahres verabschiedet haben, ist es der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) möglich, nicht die umfassenden klinischen Prüfungen an Zehntausenden von Menschen zu verlangen, die im Jahr 2020 nötig waren. Wir wissen, dass der Impfstoff gut gegen einen schweren Verlauf schützt und dass die Nebenwirkungen absolut vertretbar, in den meisten Fällen sogar vernachlässigbar sind. Deshalb ist es wie bei der Grippeschutzimpfung möglich, bestehende Impfstoffe mit weniger aufwendigen Verfahren zuzulassen.

Die EMA wird voraussichtlich eine Zulassung für einen Booster für Menschen ab 12 Jahre genehmigen. Das heißt aber nicht, dass sich jetzt alle Menschen ab 12 Jahren unmittelbar impfen lassen müssen. In den nächsten Tagen wird es eine abgestimmte Empfehlung der EMA mit dem Europäischen Gesundheitsamt (ECDC) geben. Ich rechne eher damit, dass zunächst Menschen über 60 und Menschen mit Vorerkrankungen, sowie Mitarbeiter im Gesundheitswesen in den Blick genommen werden. Die Empfehlung wird dann möglicherweise in den nächsten Wochen angepasst, wenn man weitere Erkenntnisse über die Wirksamkeit hat.

Die Zulassung gilt nicht nur für die dritte oder vierte Impfung, also den ersten oder zweiten Booster, sondern auch für weitere Schutzimpfungen. Bei Menschen, die vor 6 Monaten oder noch länger zurückliegend ihren zweiten Booster (vierte Impfung) bekommen haben und älter als 60 Jahre sind oder zu einer Risikogruppe gehören, ist es dringend angeraten, dass sie sich jetzt zügig mit dem angepassten Impfstoff impfen lassen. Der Mindestabstand zu einer Impfung oder vorrausgegangener Infektion sollte 3 Monate betragen, besser sind 4 bis 6 Monate“, erklärte der Arzt und Europaabgeordnete.

Angepasste Impfstoffe gegen Covid-19 für kommenden Herbst und Winter