Einige Woche gründliche Prüfung als überhastetet Impfbeginn / Krisenmanagement in Großbritannien eines der schlechtesten weltweit


„Ich halte diese Entscheidung für problematisch und empfehlen den EU-Mitgliedstaaten diesem  Beispiel nicht zu folgen. Einige Wochen gründliche Prüfung durch die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) sind besser als eine überhastete Notfallzulassung.“ Dies erklärte der gesundheitspolitische Sprecher der größten Fraktion im Europäischen Parlament (EVP-Christdemokarten), Dr. med. Peter Liese anlässlich der erteilten Notfallzulasung des Coronaimpfstoffes von Biontech/Pfizer im Vereinigten Königreich.

Liese betonte, dass die Entscheidung formal nichts mit dem Brexit zu tun habe. Alle EU-Mitgliedssatten haben nach den europäischen Regeln, an die Großbritannien auch noch bis Ende des Jahres gebunden ist, die Möglichkeit, in bestimmten Fällen national eine Notfallzulassung zu erteilen.

„Deutschland und andere Länder tun dies aber nicht, weil sie glauben, dass eine sorgfältige Prüfung durch die Europäische Arzneimittelagentur den Menschen zusätzliche Sicherheit geben wird.

Die Information der letzten Wochen beruhten vor allem auf Pressemitteilungen und viele Daten liegen den Behörden erst seit ein paar Stunden vor. Bei einer Impfkampagne so großen Umfangs muss man aber genau hinsehen und die Informationen der Unternehmen sorgfältig prüfen. Ich habe Vertrauen in Biontech, aber man sagt zu Recht „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“. Die Notfallzulassung ist ein Instrument, das normalerweise für Patienten gedacht ist, die in einer schweren und unheilbaren Erkrankung leiden und bei denen es kein anderes Mittel gibt, das Leben oder die körperliche Unversehrtheit zu retten. Dies ist bei Corona nicht der Fall. Zwar sind die Einschränkungen für uns alle sehr belastend, aber ich glaube, es ist richtig, sich jetzt noch etwas länger an Abstand und Maske tragen zu halten, als die Prüfung unverantwortlich zu beschleunigen. Wenn die Europäische Arzneimittelagentur im Laufe dieses Monates zu dem Schluss kommt, dass die Impfung sicher ist, empfehle ich jedem die Impfung. Solange dies nicht der Fall ist, sollte man vorsichtig sein“, so der Arzt und Europaabgeordnete.

Die Entscheidung Großbritanniens ist nach Ansicht Lieses auch ein Versuch vom Versagen der Regierung von Boris Johnson in der Corona-Krise abzulenken. „Großbritannien hat mittlerweile fast 60.000 Corona-Tote und obwohl wir in Deutschland im Moment auch in einer schwierigen Lage sind, liegt die deutsche Zahl bei weniger als einem Drittel. Hinzukommt, dass Großbritannien eine Insel ist und noch niemals im Schengen-Abkommen, das offene Grenzen in Europa bedeutet, Mitglied war. Großbritannien müsste sich eher mit Ländern wie Neuseeland oder Irland vergleichen, die das Infektionsgeschehen deutlich besser im Griff haben“, so Liese.