Irland macht vor, dass gezielte Maßnahmen helfen


„Ein Inzidenzwert von unter 50 pro 100.000 pro Woche, wie es eigentlich das Ziel der Coronapolitik von Bund und Ländern ist, ist in kurzer Zeit erreichbar, wenn man die richtigen Maßnahmen trifft.“ Dies erklärte der gesundheitspolitische Sprecher der größten Fraktion im Europäischen Parlament (EVP-Christdemokraten) Dr. med. Peter Liese mit Verweis auf die Entwicklung in Irland.

„Irland hatte zwischen Mitte und Ende Oktober pro 100.000 Einwohner höhere Infektionszahlen als Deutschland, ist aber jetzt bei einem Inzidenzwert von 100,7 pro 14 Tage angekommen (das entsprechen 50,35 nach deutscher Rechnung, auf europäischer Ebene wird mit einem 14-Tage-Inzidenzwert gerechnet, der Inzidenzwert für Deutschland ist in diesem System bei 308,4). Dies zeigt, dass gezielte Maßnahmen wirken. Irland hat ein Stufenmodell eingeführt und in der höchsten Stufe, die zum Rückgang der Infektionen geführt hat, gelten strengere Maßnahmen als zurzeit in Deutschland.

Zum Beispiel ist die Kapazität des öffentlichen Personennahverkehrs grundsätzlich auf 25% beschränkt. Es dürfen sich nur Personen aus einem Haushalt treffen, es gelten aber gezielte Ausnahmen für Menschen, die alleine leben, Hilfe brauchen und auch wenn Vereinsamung droht. Es gibt die generelle Pflicht zum Homeoffice, wann immer das möglich ist, die Schulen bleiben offen, es gelten aber deutlich stärkere Schutzmaßnahmen als in Deutschland vor allem in weiterführenden Schulen.

Zwischen den Tischen der Schüler gelten 2m Abstand, zwischen den Schülern am selben Tisch ist mindestens 1m Abstand. Auch in Grundschulen gelten Abstandsregeln, jedoch weniger streng. Die Schülerinnen und Schüler werden in Kleingruppen aufgeteilt und sind angehalten, möglichst wenig Kontakt mit den Kindern aus den jeweiligen anderen Kleingruppen zu haben. Außerdem besteht landesweit die Verpflichtung zum Tragen eines Mund-Nase-Schutzes für Schülerinnen und Schüler ab 13 Jahren,“ so der CDU-Europaabgeordnete und Arzt.


Nach Ansicht Lieses hat dieses System den Vorteil, dass es erstens wirkt und zweitens für alle Beteiligten transparent ist. Es ist ganz klar, was an Maßnahmen gelockert wird, wenn der Inzidenzwert zurückgeht, das heißt gezielte Öffnungen, auf die sich die Beteiligten auch vorbereiten können. „Ich glaube, dass Irland am Ende besser dar stehen wird als Deutschland. Die Einschränkungen sind zwar noch härter, dafür wird es aber in der nächsten Woche dann pro 100.000 Einwohner auch deutlich weniger Patienten und Tote geben. Das Gesundheitssystem ist nicht so belastet wie jetzt in Deutschland, vor allen Dingen gibt es dann auch die Perspektive für schnellere Öffnungen. Leider musste das Europäische Zentrum für Seuchenbekämpfung (ECDC) kürzlich feststellen, dass Deutschland nicht mehr zu den Musterbeispielen bei der Bekämpfung der Coronapandemie gehört, sondern zu den Ländern, bei denen es nur einen Seitwärtstrend gibt. Ich finde das bedauerlich und alle Verantwortlichen, aber auch alle Bürger, sollten sich an strengst möglichen Maßnahmen orientieren, damit dann, wenn der Impfstoff kommt, nicht zu viele Todesopfer zu beklagen sind“, so Liese.