Industrie in der Region führend bei Dekarbonisierung  


Peter Liese als Delegationsleiter des Europaparlaments bei Klimakonferenz - China nicht länger wie Tansania behandeln


Bei der UN-Klimakonferenz, die in Dubai, die am 30. November in Dubai beginnt, leitet Peter Liese die Delegation des Europäischen Parlaments. Anlässlich der am Donnerstag beginnenden Klimakonferenz in Dubai „Klimaschutz ist und bliebt eine der wichtigsten Herausforderungen unserer Zeit. Wir müssen den weltweiten Anstieg der Emissionen endlich in den Griff bekommen und alle wesentlichen Verursacher von CO2-Emissionen davon überzeugen, was zum Erreichen der Pariser Klimaziele nötig ist. Die internationalen Konferenzen sind mühsam und oft frustrierend, aber ein wichtiger Teil der Lösung.“

„In der deutschen Debatte wird vor allem von der unsägliche sogenannten ‚Letzen Generation‘ oft der Eindruck erweckt, als gäbe es eine nationale Luftsäule über Deutschland und wenn wir diese dekarbonisieren, dann wäre der Kampf gegen den Klimawandel erfolgreich. Das ist natürlich kompletter Unsinn. Effektiver Klimaschutz geht nur weltweit und dafür ist eine geschlossene Europäische Union unabdingbar. Nur gemeinsam können wir den Rest der Welt beeindrucken und beeinflussen. Dabei ist es extrem wichtig, dass wir nicht nur klimaneutral werden, sondern auch Industrieland bleiben. Denn nur dann werden uns andere Länder und Regionen folgen. Deswegen ist es so wichtig, dass wir sehr schnell die Investitionen ermöglichen, die die Industrie zur Klimaneutralität führen. Dabei geht es nicht nur und oft noch nicht mal vor allem um Geld, sondern um Genehmigungsverfahren sowie die Bereitstellung erneuerbarer Energien und grünen Wasserstoffs,“ dies erläuterten bei einem Pressegespräch mit Liese Vertreter von drei Unternehmen, die im Bereich Kalk, Stahl und Zement die europaweit ersten Projekte für dekarbonisierte Industrieanlagen vorantreiben.



•    Die Firma SMS aus Düsseldorf/Hilchenbach baut das erste klimaneutrale Stahlwerk in Schweden und ist der Technologieführer beim Umbau des größten Stahlwerks Europas Thyssen Krupp hin zur Klimaneutralität. Tim Kleier, Head of Green Steel der SMS Group erklärte dazu: „Als weltweit agierender Anlagenbauer in der metallurgischen Prozess-Industrie liefern wir die Lösungen für die globale Dekarbonisierung der Metall-Industrien. Dazu brauchen wir pragmatische Offenheit für Lösungsvielfalt und positive Berichterstattung über den Wandel der Industrie.“

•    Die Firma Lhoist/Rheinkalk plant in Wülfrath bei Düsseldorf das größte Kalkwerk Europas klimaneutral umzubauen. Es geht um Investitionen von über 1 Milliarden Euro, etwa ein Fünftel davon kommt aus dem Innovationsfond der Europäischen Union. Thomas Perterer, Geschäftsführer Lhoist Germany, erklärte dazu: „Wir wollen mit der Dekarbonisierung von Europas größtem Kalkwerk im nordrhein-westfälischen Wülfrath vorangehen. Denn Kalk bleibt ein unverzichtbarer Grundstoff, auch in der klimaneutralen Zukunft. Doch die CO2-Emissionen aus dem Kalkstein sind unvermeidbar. Deswegen kann die Transformation unserer Branche nur mit CCS ein Erfolg werden. Wir setzen jetzt auf starke Signale von der COP und noch mehr auf tatsächliches Handeln in der EU und in Deutschland, um die dafür notwendigen regulatorischen Rahmenbedingungen schleunigst auf den Weg zu bringen.“

•    Die Firma HeidelbergMaterials plant außerdem in Geseke in Nordrhein-Westfalen das erste klimaneutrale Zementwerk. Es geht um Investitionen von einer halben Milliarde Euro, die Firma erhält dazu einen dreistelligen Millionenbetrag aus dem Europäischen Innovationsfond.

Für Liese, der auch Arzt und umweltpolitischer Sprecher seiner Fraktion im Europäischen Parlaments (EVP, Christdemokraten) ist, ist daher klar: „Klimaschutz und Wirtschaftswachstum gehen zusammen, aber dafür müssen die Scheuklappen weg. Wir müssen ganz schnell die Lagerung und Speicherung von CO2 in Deutschland erlauben und wir brauchen viel schnellere Genehmigungsverfahren für alle Prozesse, da heißt z.B. erneuerbare Energien, Wasserstoffproduktion, aber auch CO2-freie Stahl-, Zement- und Kalkwerke, die zur Dekarbonisierung beitragen. Klimaschutz und Wirtschaftswachstum müssen Vorrang vor anderen wünschenswerten, auch umweltpolitischen Zielen, wie zum Beispiel Biodiversität und Chemikalienpolitik haben.“    

Bei der Klimakonferenz kommt es nach Auffassung Lieses jetzt vor allem darauf an, die seit fast 30 Jahren bestehende Teilung der Welt in Annex 1 und Nicht-Annex 1 zu überarbeiten. „Zu Beginn des Prozesses war es unvermeidlich, auch die Schwellenländer anders als die traditionellen Industrieländer zu behandeln. Mittlerweile ist die Dynamik der Klimakonferenzen von der Wirklichkeit überholt worden. China gilt unter den Kriterien der Weltklimakonvention immer noch als Entwicklungsland. China hat aber mittlerweile mehr pro Kopf Emissionen als die EU und sogar mehr pro Kopf Emissionen als Deutschland und Polen.