Gezielte Maßnahmen deutlich vor Weihnachten erforderlich
„Ich habe die große Sorge, dass sich Deutschland zum Corona-Hotspot in der Europäischen Union entwickelt.“ Dies erklärte der gesundheitspolitische Sprecher der größten Fraktion im Europäischen Parlament (EVP-Christdemokraten), Dr. med. Peter Liese. „Viele Länder, die im Oktober ein dramatisches Niveau der Coronazahlen und Todesfälle hatten, haben die Situation jetzt offensichtlich im Griff. Sowohl in Frankreich als auch in Spanien und Belgien ist der Inzidenzwert jetzt deutlich unter dem in Deutschland. Besonderes beeindruckend ist das Beispiel Irland. Irland hatte im Oktober einen Inzidenzwert von 165 und liegt seit zwei Wochen konstant unter dem Wert von 50.
Irland hat dies geschafft ohne einen kompletten Lockdown, aber mit sehr viel gezielteren Maßnahmen als in Deutschland.
Erstens, eine allgemeine Pflicht zum Homeoffice.
Zweitens, eine Vorschrift, dass im ÖPNV maximal 25 Prozent der Plätze besetzt werden können.
Drittens, Maskenpflicht ab 13 Jahren in allen Schulen und ein Meter Abstand, in weiterführenden Schulen sogar zwei Meter Abstand. Besonders wichtig ist aus Lieses Sicht eine vierte Maßnahme. Es gab ein Verbot, zu Hause Besuch zu empfangen. Ausnahmen gab es nur für Menschen, denen Isolierung droht. Diese konnten ganz gezielt angeben, wer sie besuchen darf. Im Gegensatz dazu war es aber möglich, sich mit anderen Hausständen im Freien zu treffen. Gerade diese Regelung ist absolut wichtig. Das Virus verbreitet sich im Freien 18 Mal weniger stark als drinnen. Dass wir das in Deutschland in vielen Bundesländern genau umgekehrt handhaben, ist ein schwerer Fehler“, so Liese.
Der irische Vize-Regierungschef Leo Varadkar erzählte Liese am Mittwoch, da der Wert konstant unter 50 sei, seien Fitnessstudios und Restaurants jetzt unter Auflagen wieder geöffnet. „Das Beispiel Irland zeigt, dass es sowohl für die Gesundheit als auch für die Wirtschaft besser ist, gezielt vorzugehen, auch wenn es in manchen Bereichen hart ist. Wir müssen in Deutschland jetzt dringend diesem Beispiel folgen. Jetzt schnell gezielte Maßnahmen durchzuführen ist wichtiger als die Frage, was zwischen Weihnachten und Neujahr passiert“, so Liese.