Besuch der Wachkoma-Haus „Oase“ in Brilon-Gudenhagen


Ein Unfall oder eine schwere Krankheit und plötzlich ist nichts mehr wie es war. Wachkoma kann eine der Folgen sein und es kann jeden treffen. Was dann? Eine Antwort bietet das 2006 eröffnete Wachkoma-Haus „Oase“ für Menschen mit schwersten Schädel-Hirnverletzungen in Brilon-Gudenhagen, mit insgesamt 26 Plätzen.

Dr. Peter Liese besuchte auf Initiative des Briloner CDU Stadtverbandsvorsitzenden Wolfgang Diekmann und des CDU- Ratsfraktionsvorsitzenden Eberhard Fisch die Einrichtung und informierte sich über die hier geleistete Pflege. Im intensiven Gespräch mit den Mitarbeitern und Angehörigen der Patienten wurde die Einrichtung mit ihren spezifischen Anforderungen erörtert. Die Betreuung und Behandlung von Wachkomapatienten erfordere eine entsprechende Qualifikation des Pflegepersonals, aber auch der behandelnden Ärzte und sei sehr zeitintensiv. Gut ausgebildete Pfleger und Pflegerinnen fehlten und daher werde auch entsprechende Pflegefachkräfte außerhalb der EU gesucht.

Anerkennungsprobleme der Gleichwertigkeit der Berufsausbildung und das damit verbundene komplizierte Verfahren in NRW erschwerten die Situation. Andere Bundesländer wie zum Beispiel Niedersachsen praktizierten hier unkompliziertere und praxisorientiertere Verfahren, die auch Anerkennungsverfahren in Pflegeeinrichtungen und nicht nur in Kliniken ermöglichten. Ein Umdenken der Anerkennungsverfahren in NRW wäre hilfreich und wünschenswert, da wir erst die Spitze des Eisberges (Pflegefachkraftmangel) erreicht hätten. Aber auch Fachärzte, die sich mit den besonderen Bedingungen von Wachkomapatienten auskennen, seien schwer zu finden. Daher müssten die Patienten oft in umliegende Krankenhäuser gefahren werden, statt eine Behandlung vor Ort in vertrauter Umgebung zu erhalten. Obwohl es Bedarf für mindestens das Doppelte an Plätzen gebe, führe gerade in ländlichen Regionen die Situation des Fachärzte- und Pflegefachkraftmangel dazu, dass mögliche Erweiterungsperspektiven nicht geplant werden könnten.

Peter Liese, der selbst Arzt ist, war angetan: „Ich bin beeindruckt von dem menschlichen Umgang in der Einrichtung, dem enormen Einsatz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Vorbildlich ist auch der Einsatz der Angehörigen. Sie setzen sich im Förderverein für die Einrichtung ein, haben teilweise eine weite Anfahrt und müssen trotz Pflegegrad noch eine hohen Eigenanteil tragen, da die Kosten der notwendigen Intensivpflege höher als die staatlichen Leistungen sind.“

Im Anschluss an das Gespräch, stellten die Mitarbeiterinnen Tanja Saßmannshausen und Frauke Im Moore die Einrichtung und die speziellen Behandlungsmöglichkeiten vor. Sie berichteten, dass Wachkomapatienten oft so dargestellt würden, als würden sie nichts mitbekommen, aber wer sich intensiv mit ihnen beschäftigt, merkt deutlich, dass sie reagieren. Dies zeige, wie wichtig für sie und ihre Angehörige eine familiäre Atmosphäre unter optimalen pflegerischen Bedingungen sei.

Mit Antreiber für den Bau des Wachkomahauses in Gudenhagen waren im Jahre 2004 der damalige Geschäftsführer Ulrich Gerling und der heutige Ortsvorsteher Wolfgang Diekmann. Dass diese Einrichtung wichtig für die Betroffenen und die Angehörigen sei, unterstrich der Europaabgeordnete am Ende des Besuches.