„Es ist schön zu hören, was geht“


Im März hatte Dr. Peter Liese im Europäischen Parlament in Brüssel mit unterschiedlich bunten Socken an den Füßen medienwirksam für die Kamera posiert. Anlass war eine Aktion zum Welt-Down-Syndrom-Tag. Die Botschaft der Bilder: Wenn alle ein wenig anders sind, wird die Gesellschaft bunt und das Leben bereichert. Von Brüssel nach Brilon: Auch dort stand jetzt bei dem Besuch des EU-Parlamentariers das Thema Behinderung im Fokus. Genauer gesagt: die Arbeit für Menschen mit Behinderung. Bei einem Rundgang durch die St. Martin Werkstatt Hinterm Gallberg informierte sich der Christdemokrat sowohl über das Leistungsspektrum als auch über den zentralen Auftrag der Werkstätten für Menschen mit Behinderung (WfbM). „Dieser lautet: Berufliche Rehabilitation“, sagte Heinz-Georg Eirund, Vorstandsvorsitzender des Caritasverbandes Brilon.

 

„Gewünschtes Ziel ist, Beschäftige auf den Ersten Arbeitsmarkt zu vermitteln“, so Engelbert Kraft, Fachbereichsleiter für Menschen mit Behinderung. Ein Prozess, der nur durch sehr gute Zusammenarbeit aller Beteiligten gelingen könne. „Dazu gehören auch starke Partner in der Wirtschaft“, betonte Engelbert Kraft auch mit Blick auf Praktika oder Außenarbeitsplätze. Neben dem Einsatz engagierter Partner gelte es ebenfalls, ein breites Spektrum an Arbeitsangeboten zu schaffen, um Talente und Begabungen zu finden und zu fördern. An den insgesamt sechs Caritas-Werkstatt-Standorten in Brilon, Marsberg und Winterberg werden einfachere Montagearbeiten bis hin zu hochkomplexen Fertigungsaufträgen – beispielsweise im Metallbereich mit computergesteuerten Maschinen – angeboten.

„Ich bin unter anderem in der Elektromontage. Dort verarbeiten wir zum Beispiel Kabel für Stereo-Anlagen“, sagte Stefan Vollmer, Mitglied Werkstattrat. Stefan Vollmer erzählte in der Runde ganz selbstbewusst aus seinem früheren Berufsleben, von dem „Druck, den ich nicht mehr ausgehalten habe“. Auch das gehört zum Auftrag der Caritas-Werkstätten: Der Arbeit eine neue Struktur zu geben, damit sich der Einzelne (wieder) als selbstbestimmt und wirksam und wertvoll erfährt. Dazu braucht es das besagte breite Angebot an Möglichkeiten. „In der Werkstatt werden schon sehr lange nicht mehr nur Schrauben sortiert“, betonte Fachbereichsleiter Kraft: „Die Werkstatt Hinterm Gallberg gehört zu den hoch technisierten Standorten. Hin und wieder überrascht und irritiert das die Besucher, aber als WfbM müssen wir auch diese technische Sparte haben, damit für den Beschäftigten sozusagen der Sprung nach draußen nicht zu groß wird.“ Auch Berufliche Bildung gehört zu dem gesetzlichen Auftrag der Werkstätten.

Der große, gesamteuropäische Blick auf die Themen Gesundheit und Soziales wurde bei der anschließenden Diskussion gelenkt. „Im EU-Parlament gehört die Gleichberechtigung von Menschen mit Behinderung zu den wichtigsten Themen“, betonte Dr. Peter Liese. Beim Schlagwort Angleichung in einem anderen Zusammenhang wurden jedoch kritische Stimmen laut: „Eine europaweite Gleichstellung von sozialen Leistungen wäre für Deutschland nicht unbedingt gut“, sagte Vorstandsvorsitzender Heinz-Georg Eirund. „Das würde zu einer Absenkung der Qualität in Deutschland führen.“ Etwas, das nicht geplant sei, sagte Liese: „Die Angleichung von Leistungen ist nicht unser Ziel.“ Ein persönlich wie politisch motiviertes Ziel sei für Liese hingegen, der vorgeburtlichen Gen-Diagnostik eine Beratungspflicht vorzuschalten. „Dieses Thema bereitet mir Sorgen“, so der Abgeordnete. Es zähle nicht nur das Ergebnis, sondern bedeutend sei auch, was die Information emotional auslösen kann. Brisante wie wichtige Themen wurden bei Dr. Peter Lieses Besuch in den St. Martin Werkstätten angesprochen.

„Letztendlich ermöglichen wir den Menschen die klassische Teilhabe am Arbeitsleben, wie es sie klassischerweise der Erste Arbeitsmarkt nicht immer bietet“, sagte Fachbereichsleiter Kraft. „Es hat mich sehr gefreut, hier zu sein. Es ist schön zu hören, was alles geht und nicht immer nur, was schrecklich ist und nicht geht“, verabschiedete sich Peter Liese.